Wenn es in diesem Jahr ein Buch gibt, was mich wirklich umgehauen hat dann Paradiso von dem 1977 geborenen Neuberliner Thomas Klupp.
Ich bin nur drei Jahre jünger, zähle also zur gleichen Generation und habe noch nie ein Buch gelesen, dass sich so böse und realitätsnah mit dem Leben, sowie den Irrungen und Wirrungen unseres akademischen Daseins beschäftigt. In Zeiten von Bildungsknappheit, Bachelor- und Masterstudiengängen, Eliteuniversitäten und Hochschulbeiträgen, konfrontiert uns Thomas Klupp mit dem Held Alex Böhm, der zu all dem keine Meinung hat. Schlimmer noch, dem alles egal ist und egozentrischer nicht sein kann.
Eigentlich wollte Alex Bühm nur schnell von Potsdam nach Bayern fahren. Aber nichts im Leben des Helden ist absehbar. Er fährt los und wird in die Heimat verschlagen, wo sich unerhörte Abgründe aufschließen. Auch die gehören zu Alex Böhms Leben, und das ist kein Wunder bei einem, dessen Charakter geprägt ist von einem andauernden Mangel an Moral und Ethik.
Man liest fast mit offenem Mund, die Abgründe von Alex Böhm sind mit solch einer Selbstverständlichkeit erzählt, dass es einem unangenehm ist. Und doch bin ich mir sicher, findet jeder etwas von ihm in sich selbst.
Das Debüt von Thomas Klupp ist ein bitterböser Roman über einen Charakter ohne moralisches Innen, über einen Blender im Jetzt und Hier. Anarchisch und mit bitterschwazem Humor erzählt, lässt das Buch den Leser atemlos und mit aufgerissenen Augen zurück.