Leif Randt schreibt Gefühle, als würde er die Luft im Raum feinjustieren: nicht aufdrehen, nicht abdrehen, sondern die Temperatur treffen, in der Wahrnehmung zu sprechen beginnt. „Let’s talk about feelings“ ist kein Ratgeber, kein Roman im herkömmlichen Sinn, sondern eine elegante Versuchsanordnung darüber, wie Gefühle entstehen, zirkulieren, verschwinden – und wiederkehren, wenn man sie in Ruhe lässt. Randts Ton ist freundlich, hell, beinahe höflich, und gerade darin liegt seine radikale Geste: Er nimmt Emotionen ernst, ohne sie zu dramatisieren. Was bleibt, ist eine Literatur des präzisen Lichts: nie blendend, stets klärend, warm wie ein Bildschirm am frühen Abend.

„Let’s talk about feelings“

Besonders ist, wie Randt Nähe entpathologisiert. Er räumt das Großraumgefühl auf: kleine Beobachtungen, kluge Setzungen, Sätze, die so glatt sind, dass sie erst im zweiten Lesen ihre feine Körnung zeigen. Hier wird nicht gelitten, hier wird kalibriert – und das ist weniger cool als zärtlich. Die Texte bewegen sich wie Spaziergänge durch vertraute Viertel: Man weiß, wo die Ampeln stehen, und wundert sich doch über eine neue Farbe im Himmel. Randt findet eine Sprache, die nicht lügt, weil sie nichts verspricht; sie hält den Moment fest, ohne ihn festzuhalten.

Formal bleibt er seiner klaren Linie treu: Komposition statt Konfession, Rhythmus statt Ausrufezeichen. Die Passagen sind wie sauber geschnittene Bilder, die sich zu einem Album fügen, das man blättert und bei jedem Umblättern ein Geräusch hört – das leise Klicken von Erkenntnis. Es gibt diese Stellen, an denen sich ein Wort gegen das andere verschiebt und plötzlich eine Haltung sichtbar wird: Nicht die große Antwort, sondern die gute Frage. Randt vertraut den Leserinnen und Lesern – auf ihre Geduld, ihr Sensorium, ihre Fähigkeit, eine Nuance zu spüren, bevor sie einen Namen bekommt.

„Let’s talk about feelings“ ist ein Buch, das die Welt nicht erklärt, sondern sie sanft in den richtigen Abstand rückt. Es macht Platz für die Weichheit in uns, ohne weich zu werden. Wer Leif Randt kennt, wird seine Antenne hier noch feiner ausgerichtet finden; wer neu einsteigt, entdeckt eine Kunst der heiteren Genauigkeit. Und nach dem Zuklappen bleibt etwas zurück, das man so selten hat: eine ruhige Ermutigung, der eigenen Empfindung zu trauen – nicht trotz, sondern wegen ihrer Unaufgeregtheit.

Fazit

Dieses Buch misst die Gefühlslage nicht in Dezibel, sondern in Aufmerksamkeitsgraden – und trifft dabei erstaunlich genau. Randt zeigt, wie man über Emotionen sprechen kann, ohne sie zu verbrauchen: höflich, klar, sanft insistierend. Es belohnt Geduld und schärft den Blick für das kleine Verschieben, in dem Bedeutung entsteht. Eine stille, kluge Erhöhung der Innenwahrnehmung – und damit ein besonderes Buch.


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